Schulzentrum Grenzstraße Bremen

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Aus dem Jahrbuch 2009/2010: Jobgarantie inclusive

Im August 2006 versammelte sich erstmalig eine kleine verwegene Schar angehender Immobilienkaufleute in den Räumen des Schulzentrums Grenzstraße, angetreten um etwas ganz Neues zu wagen, die Ausbildung als Immobilienkaufmann/-frau. Dieser erste Schultag war geprägt von Spannung und Unsicherheit auf beiden Seiten. Die neuen Schüler der Klasse Immo 06 – aber auch die Lehrer – fragten sich, wie dieses Projekt wohl enden werde. Werden alle die Prüfung bestehen? Werden es die Lehrer schaffen, sich in die komplizierten, und vielfach nicht mit den herkömmlichen Themen an einer Berufsschule vergleichbaren Unterrichtsinhalte einzuarbeiten? Welche Überraschungen wird die neue Ausbildungsordnung mit sich bringen? Wie wird die neue, in dieser Form noch nie stattgefundene Abschlussprüfung laufen …?

aus dem jahrbuch 2009 10 jobgarantie inclusive 4Die Vorgeschichte ist kurz erzählt. Im Jahr 2005 wurde auf Wunsch vieler Bremer Immobilienbetriebe beschlossen, am Schulzentrum Grenzstraße zukünftig Kaufleute für Grundstücks- und Wohnungswirtschaft – so hieß der Beruf damals noch – auszubilden. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits viele Bremer Auszubildende in diesem Beruf. Die Auszubildenden machten ihre betriebliche Ausbildung bei Bremer Betrieben, für den schulischen Teil ihrer Ausbildung mußten sie jedoch weit fahren, in der Regel bis nach Springe (bei Hannover) oder nach Bochum. Dies wollte man jetzt ändern, und ein Berufsschulbesuch in Bremen sollte zukünftig möglich sein. Die Schule, die dies ermöglichen sollte, war das Schulzentrum an der Grenzstraße.

Die Rahmenbedingungen waren jedoch schwierig. Beide Schulen, sowohl Springe als auch Bochum, waren seit Jahrzehnten auf Auszubildende der Immobilienwirtschaft spezialisiert und hatten entsprechend hohe Schülerzahlen, aber auch eine Vielzahl von Fachlehrern für Immobilienthemen. Mit diesen Experten sollten wir uns jetzt messen, da lag die Latte schon einmal sehr hoch. Hinzu kam, dass in dem Jahr, in dem wir starten sollten, der alte Ausbildungsberuf modernisiert wurde. Es gab eine völlig neu gestaltete Ausbildungsordnung, eine andere Prüfung als zuvor, und um dieses auch deutlich zu machen, änderte man die Berufsbezeichnung von bisher „Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft“ in „Immobilienkaufmann/-frau“. So mussten wir nicht nur die schulische Ausbildung für einen Beruf anbieten, in dem wir noch keine Erfahrungen hatten, sondern in einem Beruf, bei dem wohl kaum jemand zu diesem Zeitpunkt wusste, wie alles laufen sollte. Es gab 2006 noch nicht einmal ein Lehrbuch für Immobilienkaufleute, an dem man sich hätte orientieren können. Das wenige Unterrichtsmaterial, das existierte, konnte man an einer Hand abzählen und bezog sich ausschließlich auf den alten Beruf. Die Unsicherheit auf allen Seiten war folglich groß. Aber auch der Wille, es dennoch hinzukriegen, war auf allen Seiten zu spüren.

aus dem jahrbuch 2009 10 jobgarantie inclusive 2Es folgten für die neue Klasse Immo 06 und die Kolleginnen und Kollegen drei arbeitsintensive aber auch erkenntnisreiche Jahre. Wir konnten Praktiker für Referate oder Exkursionen gewinnen. Es gab viele Gespräche mit den Betrieben und die Ausbildersprechtage waren sehr gut besucht. Die Kolleginnen und Kollegen mussten sich, zum Teil auch mit Unterstützung aus den Betrieben, umfangreich fortbilden und so manch fachliches Neuland betreten. So werden im Beruf des Immobilienkaufmanns z.B. Themen wie Mietrecht, Bebauungspläne, Bauanträge, Bautechnik, Wohneigentumsverwaltung oder das Maklergeschäft behandelt. Alles Themen, die in der normalen kaufmännischen Ausbildung keine Rolle spielen.

Aber auch für die Auszubildenden in der Klasse Immo 06 war es eine Zeit, die sie stark forderte. Fachlich kamen sie aus ganz verschiedenen Welten. Während einige ihren Schwerpunkt in der Wohneigentumsverwaltung hatten, kamen andere aus dem Maklergeschäft oder der Projektentwicklung. Die beruflichen Alltagserfahrungen unterschieden sich viel stärker, als man es bei Auszubildenden eines Ausbildungsberufes vermuten würde. So brauchte die Klasse eine Weile, bis man zueinander fand, und diese Unterschiedlichkeit überwand. Dies gelang auch über eine Reihe gemeinsamer Veranstaltungen. Gerade zum Ende der Ausbildung, als die schwierige Zeit der Prüfungsvorbereitung kam, hatte sich ein echter Teamgeist gebildet, und viele Schülerinnen und Schüler arbeiteten intensiv zusammen, um sich gegenseitig – aber auch vor allem die schwächeren Schülerinnen und Schüler der Klasse, in der Prüfungsvorbereitung zu unterstützen.

Schließlich kam im Mai 2009 die von allen mit Spannung erwartete Abschlussprüfung für den Immobilienkaufmann. Es war die erste große bundesweite Abschlussprüfung in diesem Beruf. Zwar hatte es bereits zuvor eine Prüfung für den Beruf des Immobilienkaufmanns gegeben, an dieser Prüfung hatten aber nur wenige Auszubildende teilgenommen, und von unseren Schülern niemand, da zu der Zeit noch fast alle Prüflinge die Prüfung für den alten Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft ablegten. Jetzt gab es also die lang erwarteten Antworten auf unsere Fragen. Hatten wir die Schülerinnen und Schüler ausreichend auf die Prüfung vorbereitet? Wurden die richtigen Themen behandelt? Waren die Schwerpunktsetzungen richtig? Hatten die Auszubildenden sich hinreichend vorbereitet? Die Antwort lautete „JA!“.

Vier Jahre Arbeit hatten sich gelohnt. Alle Schülerinnen und Schüler hatten die Prüfung erfolgreich bestanden. Und das war keine Kleinigkeit, denn die Klasse war durchaus heterogen und es gab einige Schülerinnen und Schüler, die um das Bestehen hatten kämpfen müssen. Am Ende hatten jedoch alle, auch aufgrund einer großen gemeinsamen Anstrengung und gegenseitiger Unterstützung, erfolgreich bestanden. Wie aber war der Vergleich zu den anderen Schulen? Konnten wir mit den renommierten und langjährig erfahrenen Schulen mithalten? Auch hier wurden wir positiv überrascht. Die Immo 06 hatte es geschafft, im Gesamtergebnis besser als der Bundesdurchschnitt zu sein. Für einen ersten Jahrgang ein hervorragendes Ergebnis. Auch im Vergleich zu den Schulen in Springe und Bochum konnte sich die Immo 06 mehr als sehen lassen. Zu guter Letzt gelang es einer Schülerin sogar mit einer Gesamtnote „sehr gut“ den Leverenz-Preis zu erhalten.

Wie ging es weiter? Alle Schülerinnen und Schüler der Immo 06 haben nach der Ausbildung einen Arbeitsplatz bekommen. In welchem anderen Beruf gibt es eine solche 100%ige Quote? Einige Schülerinnen und Schüler sind inzwischen Ausbilder in ihrem Betrieb, und so blieb der Kontakt vielfach erhalten. In diesem Mai geht die zweite Klasse, die Immo 07, in die Abschlussprüfung. Wir wünschen dieser Klasse viel Erfolg!

Jürgen Schröder
 

 

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